© Jens Niefenecker 2015
Bolonka Zwetna from Niefi’s Dream Tierarzt Kastration beim Hund
Kastration beim Hund
Kastrieren oder nicht – das ist die Frage, vor der jeder nicht züchtende Hundebesitzer irgendwann steht. Eine allgemeingültige Antwort gibt es nicht.
Ein weiterer sehr interessanter Beitrag zum Thema “Kastration” ist ebenfalls unter folgendem Link zu finden: http://www.tierarzt-rueckert.de/blog/details.php?Kunde=1489&Modul=3&ID=18951 Durchlesen lohnt sich!!! Die Entscheidung, ob ein Tier kastriert wird oder nicht, kann und will ich für niemanden übernehmen. Mitunter führen gewisse “Umstände” dazu, diesen Weg zu gehen. Ein vorheriges umfassendes Beratungsgespräch mit dem Tierarzt ihres Vertrauens sollte jedoch selbstredend sein.
Beim Thema Kastration erfährt die Tiermedizin seit einiger Zeit einen fundamentalen Paradigmenwechsel. Über viele Jahrzehnte war es gang und gäbe, Hunde pauschal zu kastrieren, also ohne jedwede medizinische Notwendigkeit. Die Gründe, die man dafür hatte, beruhten auf medizinischen Erkenntnissen, die heute als überholt gelten: - Verringerung des Gesundheitsrisikos durch Vorbeugung verschiedener Erkrankungen - Erleichterung der Haltung durch Unfruchtbarmachung und Wesensveränderungen (vor allem Ausschaltung des Sexualtriebs) Zwar gilt die frühere Lehrmeinung nach wie vor als richtig, nämlich, dass die Kastration einige Erkrankungen verhindert. Wie man heute aber weiss, nimmt dafür das Risiko für andere Erkrankungen zu - und zwar so immens, dass daraus nicht einmal ein Nullsummenspiel wird, sondern dass unterm Strich das Gesundheits- risiko für einen kastrierten Hund größer ist als für einen unkastrierten. Wie sich das Erkrankungsrisiko nach einer Kastration ändert Das verbessert sich: - Verhinderung von Brustkrebs, Eierstocktumoren und Gebärmuttervereiterung (bei Hündinnen) - vermindertes Risiko von Gesäugetumoren (bei Hündinnen) - Verhinderung einer möglichen Prostatavergrößerung und von möglichen Hodentumoren und Perialtumoren (bei Rüden) Das verschlechtert sich: - erhöhtes Risiko für Mastzellentumore, Milztumore und Lymphosarkome - höhere Infektionsanfälligkeit - Neigung zu orthopädischen Erkrankungen (Patellaluxation, Kreuzbandriss, Hüftdysplasie, Hüftgelenksarthrose) - es kann zu einer Schilddrüsenunterfunktion kommen (welche auffällig häufig bei kastrierten Hunden auftritt) Nach heutigen Erkenntnissen fügt eine Kastration Hunden sehr wahrscheinlich mehr Schaden zu, als dass sie nützt!!! Für Rüden gilt das ohnehin, da sie gesundheitlich quasi keinerlei Nutzen von einer Kastration haben. Besonders aber bei Hündinnen wird auch heute noch die Kastration gern ins Feld geführt, da sie helfe, späteren Erkrankungen vorzubeugen. Summa summarum, also nach Bilanzierung aller Gesundheitsrisiken, ist dies aber nach aktuellem Wissensstand von der Hand zu weisen. Das mit der “erleichterten Haltung” ist auch so eine Sache: Natürlich kommt es durch die Kastration zur Unfruchtbarkeit und durch die fehlenden Sexualhormone kann eine Wesensveränderung stattfinden. Aber ob dies zur Erleichterung der Haltung führt, sei dahingestellt: Wie sich die Hundehaltung nach einer Kastration ändert Das verbessert sich: - keine Läufigkeit mehr bei Hündinnen, dadurch keine Blutungen und keine ungewollte Fortpflanzung - die bei läufigen Hündinnen oft übliche Zickigkeit entfällt Das verschlechtert sich: - es kann zur Harninkontinenz kommen (also unkontrolliertes Wasserlassen); dies zieht unter Umständen eine lebenslange medikamentöse Behandlung nach sich - kastrierte Hunde können zu Fettleibigkeit neigen; oft wird Spezialfutter benötigt; um das Problem in den Griff zu bekommen - beim Bolonka kommt es zum verstärkten Wachstum des Wollhaares (irrtümlich Unterwolle), dadurch zu einer Veränderung desFellkleides; oft entsteht ein stumpfer und glanzloser Fellcharakter - in Folge der Schilddrüsenunterfunktion kommt es zu Lethargie und Trägheit; der fröhliche Spieltrieb lässt nach und der Hund wird antriebslos; im Alter häufig Demenz - oft kommt es zu Verhaltensauffälligkeiten wie Unsicherheit, Ängstlichkeit, Angst vor Gewitter; (bei nicht kastrierten Hündinnen ist zu beobachten, dass diese nach jeder Läufigkeit selbstsicherer und umweltstabiler werden) - kastrierte Hündinnen können ein männlich-grimmiges Verhalten entwickeln Das bleibt etwa gleich: - Aufreiten (Dominieren anderer Hunde, Anrammeln von Kissen) wird entgegen landläufiger Meinung durch eine Kastration nicht grundsätzlich abgestellt, da dieses Verhalten oft nicht an einem übersteigerten Sexual- trieb liegt, welchen man mit einer Kastration in den Griff kriegen könnte. Aufreiten ist eine Übersprungshand- lung, bei der das Glückshormon Dopamin ausgeschüttet wird und die somit bei Unsicherheit oder hohem Erregungsniveau zum Stressabbau dient. - Ob Rüde oder Hündin, kastriert oder unkastriert, Aufreiten findet man bei allen Hunden. Fazit Anstatt des medizinischen Nutzens, den man der Kastration früher beimaß, fügt die Kastration nach jüngeren Erkenntnissen Hunden mehr Schaden zu, als dass sie nützt. Wenn man außerdem die Wesens- und Haltungs- veränderungen miteinander vergleicht oder wenn der Vergleich zwischen kastrierten und unkastrierten Hunden jeden Tag live im Rudel gezogen werden kann, wird man fast nicht umhin kommen, die Pauschalkastration von Hunden abzulehen. Nicht umsonst werden die Gegner der Pauschalkastration von Jahr zu Jahr mehr. Einen Hund ohne medizinische Notwendigkeit zu kastrieren, nur um vermeintlich die Haltung zu vereinfachen, verstößt genau genommen sogar gegen das Tierschutzgesetz, welches es verbietet, Tieren grundlos Schaden zuzufügen. Hormonchip: die “chemische Kastration” Ein beim Rüden implantierter Hormonchip hat dieselbe Wirkung wie eine Kastration. Die Hormondosis hält je nach Chip 6-12 Monate an; danach kann man sie durch einen neuen Chip auffrischen. Tut man es nicht, verhält sich der Rüde nach einiger Zeit wieder genauso wie vorher. Diese “chemische Kastration” - so nennt man das Hormonimplantat auch - ist also wieder rückgängig zu machen, ganz im Gegensatz zur chirurgischen Kastration. Falls Sie also von irgendwoher den wohlgemeinten Tipp erhalten, Ihren Rüden doch wegen seines scheinbar übersteigerten Sexualverhaltens (oder weil er zu draufgängerisch ist) zu kastrieren, testen Sie doch erst einmal mit einem Hormonimplantat, ob eine Kastration überhaupt die Lösung des Problems wäre, bevor die Männlich- keit des Rüden unumkehrbar verloren ist. Übrigens kommt es in der Pupertät bei Rüden oft zu einem übersteigerten Sexualverhalten, welches sich dann in einem Alter von etwa 2 Jahren wieder normalisiert. Am besten ist es also, erstmal der Dinge zu harren und abzuwarten, bis die Sturm-und-Drang-Zeit vorüber ist. Frühkastration Grundsätzlich sollte eine Kastration frühestens mit 2 Jahren erfolgen, also wenn Körperwachstum und psychische Entwicklung voll abgeschlossen sind. Eine Kastration vor diesem Alter, die sogenannte Früh- kastration, hat negative Auswirkungen auf das Wachstum von Knochen und Gelenken. Frühkastrierte Hunde haben im Erwachsenenalter häufiger Probleme mit Gelenken, mit dem Herz-Kreislauf-System sowie mit anderen Organen. Außerdem hat die Frühkastration Auswirkungen auf die Gehirnentwicklung, wodurch Wesensveränderungen möglich sind (z. B. Unsicherheit, Stressanfälligkeit, Aggressivität). Sturm-und-Drang-Zeit In der Pupertät haben viele Bolonka-Jungs ihre wilde Zeit. Im Alter von 2 Jahren werden sie meist wesentlich ruhiger und gelassener. Bei Problemen mit mutmaßlich übersteigertem Sexualtrieb lohnt es sich auf jeden Fall, so lange zu warten. Quelle: Bolonka Zwetna, Der kompetente Premium-Ratgeber, Ein Buch von Kerstin und Steffen Herrmann ISBN: 9781535089821, 1. Auflage 2016