© Jens Niefenecker 2015
Trächtigkeitsverlauf
einer Hündin
Am Deckungstag wandern die Spermien durch den Muttermund und die Uterushöhle
aufwärts. Ihre volle Befruchtungsfähigkeit erlangen die Spermien erst während der
5 bis 8 Stunden dauernden Wanderung durch den Uterus.
1.Tag, 1. Woche
Die Spermien wandern zu den Eileitern.
Bei gesunden Rüden ist das Sperma bis zu 3 Tage im weiblichen Genital befruchtungsfähig.
2.-4. Tag
Befruchtung der Eizellen in der Eileiterampulle.
4.-8. Tag
Die Eizelle teilt sich nun täglich im mittleren Eileiterabschnitt.
Zweizell-Stadium, Vierzell-Stadium usw. = frühembryonale Teilungsstadien.
Die ersten Teilungsstadien sind einen zehntel Millimeter groß.
8.-9. Tag, 2. Woche
Die Eizellen entwickeln sich zu Blastozysten.
Bei der Hündin geht die Läufigkeit normal zu Ende.
10.-17. Tag
Die sich weiter teilenden Embryonen liegen zunächst für ca. 5 – 7 Tage frei und unregel-
mäßig in der Gebärmutter. Danach verteilen sie sich gleichmäßig im Gebärmutterhorn.
18.-20. Tag, 3. Woche
Einnistung der Embryonen in die Gebärmutter, die Ausbildung der Plazenta hat begonnen.
Der Hormonhaushalt und der Stoffwechsel der Hündin stellt sich nun auf die veränderten
Ansprüche ein, nun kann sich auch ihr Verhalten ändern. Sie schläft mehr, frisst mehr
oder gar nicht, es kann Brechreiz auftreten.
Wenn ihr schlecht ist, frisst sie unter Umständen gar nicht.
In der Regel ist diese Fressunlust nur von kurzer Dauer, sie kann einen halben Tag bis zu
drei Tagen betragen. Die Hündin ist jetzt sehr anhänglich.
Fütterungsmenge und Bewegung bleiben normal wie vor der Bedeckung, eventuell mehr-
mals am Tage kleinere Mahlzeiten verabreichen, um der Übelkeit entgegenzuwirken.
Nun besitzt auch jeder Embryo seinen festen Platz in der Gebärmutter. Der Kopf hat
begonnen, sich zu entwickeln und es bilden sich winzige Knospen, aus denen schließlich
die Vorderbeine werden. Die Knospen der Hinterbeine entwickeln sich einen Tag später,
ebenso die ersten Zeichen der Augen. Der Embryo beginnt den Kopf nach vorn zu neigen
und rollt sich in die klassische Fötenstellung zusammen.
25. Tag, 4. Woche
Mit 25 Tagen sind die Embryonen ca. walnussgroß. Die Ohren werden am 26. Tag gebildet,
Augenhülle und Tasthaare bilden sich am 27. Tag. Beine, Pfoten und Zehen (zu diesem
Zeitpunkt noch schwimmhäutig) sind deutlich erkennbar. Die Nervenstränge im Rückenmark
werden gebildet ebenso beginnt die Organbildung.
Im derzeitigen Zustand sind die Föten sehr stark defektgefährdet.
28. Tag
Um den 28. Tag ist die Plazentabildung beendet. Am Ende dieser Embryonalperiode sind
beim Hund alle wichtigen Organsysteme im Groben angelegt, die endgültige Körperform
ist bereits in ihren Grundzügen erkennbar und die Gesichter nehmen Gestalt an.
Die Nervenstränge im Rückenmark werden gebildet.
Ab diesem Zeitpunkt heißt es auch nicht mehr Embryo, sondern Fötus.
31. Tag, 5. Woche
Die Ausbildung der Organe ist abgeschlossen. Die Föten sehen nun aus wie Hunde.
Kopf und Rumpf sind unterscheidbar. Das Geschlecht ist bestimmbar. Die Fellfarbe
beginnt sich zu entwickeln. Der Herzschlag der Föten ist per Stetoskop hörbar.
Die Zitzen der Hündin werden dunkler und schwellen an.
35. Tag
Ca. um den 35. Tag werden die ovalen Fruchtampullen zu Schläuchen. Da der Platzbedarf
der Föten nun enorm groß wird faltet sich die Gebärmutter. Negative Einflüsse der Hündin
(z.B. Wurmkur, impfen etc.) muß man zum jetzigen Zeitpunkt vermeiden, da es sonst zu
Fehlbildungen oder Absterben der Föten kommen kann.
38.Tag, 6. Woche
Am 38. Tag sind die Augenlider ausgebildet und die Finger vollständig gespreizt. Barthaare,
Krallen, Fellfarbe beginnen sich zu entwickeln und das Geschlecht ist bestimmbar.
Die Zitzen der Hündin werden größer und dunkler.
39. Tag
Die Föten wiegen ca. 6 Gramm und sind ca. 45 mm lang. Die Hündin wird mit der Welpenbox
vertraut gemacht, wenn sie mag, darf sie dort schlafen. Die Anzahl der Mahlzeiten sollte auf
3-4 kleinere Portionen mit einem qualitativ hochwertigen Futter erhöht werden -
die Menge des Futters dabei aber noch nicht erhöhen und das Gewicht der Hündin im Auge
behalten! Vitamin- und Mineralstoffpräparate sind NICHT erforderlich, wenn die Hündin eine
ausgewogene, angemessene Ernährung bekommt.
Vor allem Kalziumzugaben können zu schweren neurologischen Störungen führen.
Mehrere kleine Spaziergänge sind besser als ein großer.
Auch oder gerade weil die Hündin tragend ist, sollte sie auf keinen Fall auf die Bewegung
verzichten. Eine gute Muskulatur ist wichtig für eine reibungslose Geburt.
Extreme Anstrengungen wie Joggen mit der Hündin, Fahrradtraining, Schwimmen
in kalten Gewässern etc. sollten aber vermieden werden.
Die Hündin wird auf Spaziergängen vielleicht etwas träger und spielt nicht mehr gern mit
anderen Hunden. Sie schützt ihre Flanken und lässt fremde Hunde nicht mehr nah an sich
heran. Der Herzschlag ist aufgrund der ansteigenden Flüssigkeit in der Gebärmutter nicht
mehr länger als Diagnosemethode nutzbar.
44. Tag, 7. Woche
Die Föten wachsen jetzt sehr schnell. 3/4 des Wachstums der Föten fällt in dieses letzte
Drittel. Wenn die Hündin einen durchschnittlichen oder großen Wurf trägt, kommt es zur
Faltung der Gebärmutterhörner, wodurch sich ihre äußeren Linien drastisch verändern.
In den bisher knorpeligen Knochen der Föten beginnt die Verkalkung. Die Welpen können
nun leicht unter der Bauchdecke ertastet, jedoch schlecht gezählt werden.
Der Embryo hängt an der Nabelschnur wie ein Raumfahrer im Weltall und bewegt sich frei
in der mit Fruchtwasser gefüllten Blase. Sein Haarkleid ist noch schütter, die endgültige
Pigmentierung ist jedoch schon fertig und die Ohrmuscheln sind fertig ausgeprägt.
Die Föten hecheln bereits im Mutterleib, dadurch schützen sie sich schon vor der Geburt
vor Überhitzung, da ihnen die Schweißdrüsen fehlen. Bei der Hündin merkt man langsam
eine Umfangsvermehrung sowie ein verdicktes Gesäuge.
Der Bauch vergrößert sich, ihr Gesamtgewicht kann sich während der Tragzeit um
20 - 30 % erhöhen.
51. Tag, 8. Woche
Die Hündin verbringt sehr viel Zeit mit der eigenen Körperpflege. Die Zitzen schwellen
weiter an. Die Hündin wird unruhiger und sucht einen geeigneten Patz zum Werfen.
Je nach Rasse kann man kleine Handtücher oder Waschlappen auf die Unterlage der
Wurfkiste legen, um der Hündin Material für den Nestbau zu geben.
Die Bewegung der Welpen ist erkennbar, wenn man die Hand flach auf den Bauch
der Hündin legt.
56. Tag
Hundewelpen werden als „Nesthocker“ geboren, die Ausdifferenzierung einzelner Organe
wie z.B. der Lunge ist bei der Geburt noch nicht beendet, die Augenlider und Gehörgänge
sind geschlossen.
57. Tag, 9. Woche
Röntgenaufnahme einer Hündin etwa 1 Woche vor der Geburt.
58. Tag
Ab diesem Zeitpunkt können die Welpen sicher geboren werden, die Lunge und andere
wichtige Lebensfunktionen sind geburtsbereit entwickelt. Augenlider und Gehörgänge
sind noch geschlossen. Die Welpen haben in den letzten 3 Wochen stark an Gewicht
zugelegt. Sie sind bereits jetzt berührungsempfindlich und genießen es, wenn der Hündin
der Bauch gestreichelt wird.
60. Tag
Die Hündin wird ruhelos und beginnt, Nestbauverhalten zu zeigen.
Sie sucht nach einem geeignetem Platz zum Werfen, gräbt Höhlen, scharrt überall herum
und hechelt.
Es kann eine weiße Scheidenflüssigkeit abgesondert werden.
Anzeichen der bevorstehenden Geburt:
•
Einen Tag vor der Geburt werden Hüftknochen erkennbar, weil sich die Früchte absetzen.
Dabei geben die Bänder der Gebärmutter nach, die Welpen werden auf die Geburt vor-
bereitet und in Position gebracht.
•
Viele Hündinnen verweigern das Futter.
•
Wenn die Körpertemperatur um 1,5 bis 2°C absinkt, werden die Welpen innerhalb der
nächsten 6 bis 24 Stunden geboren.
•
Lagerbildung und Aufsuchen des Lagers.
•
Zunehmende Unruhe, hechelt deutlich mehr, unsicherer Ausdruck/Abwesenheit.
•
Gräbt neue Wurfhöhlen im Garten oder unter Sträuchern.
•
Rennt ständig rein und raus... leert die Blase und den Darm... legt sich wieder hin...
rennt wieder los...
•
Wenn man genau hinsieht, kann man nun schon die Senkwehen erkennen.
•
Vulva lecken und schleimige Ausscheidungen
•
Häufiges Schlucken, Zittern, Winseln
Dauer ca. 6 bis 12 Std.
66. Tag
Die meisten Welpen werden zwischen dem 60. und 65. Tag geboren.
Spätestens am 66. Tag sollte unbedingt ein Tierarzt aufgesucht werden ob eine Störung
vorliegt.
Quelle: Die Bilder sind von National Geographi