© Jens Niefenecker 2015
Die Hundebox
(Segen oder Fluch?)
Der Hund in der Flugbox spaltet die Gemüter.
Die einen empfinden es als Quälerei, das Tier in dieses winzige "Gefängnis" zu sperren, die anderen schwärmen
davon, wie praktisch es ist und mit welcher Freude der Hund diese Rückzugsmöglichkeit nutzt.
Wie so oft kommt es auch bei der Benutzung dieses Hilfsmittels auf das "Wie" an. Hundehalter, die ihr Haustier
mehr oder weniger rund um die Uhr dort einsperren, sollten sich tatsächlich lieber ein Plüschtier zulegen.
Falls jedoch der Hund nach einer entsprechenden Gewöhnung hin und wieder dort kurzfristig "geparkt" wird,
schadet es ihm sicherlich nicht.
Ursprünglich kannte man die ,,Aufbewahrung" des Hundes in einer Box hauptsächlich von Tierbesitzern, die mit
dem Vierbeiner eine Flugreise unternahmen. Größere Hunde müssen nach wie vor im Frachtraum des Fliegers
reisen und sich dazu in einer entsprechend stabilen Box befinden.
ln den letzten Jahren hat sich die Box als Hundezubehör immer mehr verbreitet, jedoch wird sie meist nicht mehr
nur zur Unterbringung des Hundes während eines Fluges genutzt.
Es gibt sie nicht nur in der nach wie vor beliebtesten Variante aus Hartplastik, sondern auch als Gitterbox. Darüber
hinaus gibt es Ausführungen aus einer Art Zeltstoff, die allerdings nagefreudigen Tieren nicht lange standhalten.
Wenn man eine Box unterwegs nutzen will, ist eine zusammenklappbare Variante besonders praktisch.
Exemplare mit Rollen kann man etwa auf dem Weg zur Ausstellung problemlos hinter sich herziehen. Die Box
sollte immer so groß gewählt werden, dass der ausgewachsene Hund dort bequem stehen, sich umdrehen und
auch ausgestreckt liegen kann.
Höhleneffekt
Hunde lieben Liegeplätze, auf denen sie von allen Seiten und auch von oben geschützt sind.
Dort deponieren sie wertvolle Spielsachen, den Kauknochen usw.
Sie ziehen sich in dieses Reich zurück, wenn sie ihre Ruhe haben wollen. Das kann etwa nach einer anstrengenden
Wanderung sein oder wenn es ihnen nach zwei Stunden mittendrin im Kindergeburtstag reicht.
Hunde, die dem Staubsauger nicht so recht trauen, trollen sich in die Box, wenn dieser "Feind" erscheint.
Ist Besuch da, der dem Hund unsympathisch ist, weiß er, dass er dort sicherlich Ruhe vor dem Eindringling hat
und er nicht dauernd gestreichelt wird, obwohl er dies gar nicht möchte.
Den Höhleneffekt erhält man auch bei einer Gitterbox, wenn man eine entsprechend große Decke darüber legt.
Stubenreinheit
Auf dem Weg zum stubenreinen Hund ist die Box ein praktisches Hilfsmittel. Der an den dortigen Aufenthalt
gewöhnte Welpe wird versuchen, seinen geliebten Schlafplatz nicht zu verschmutzen. Also meldet er sich, wenn er
nachts muss, da dann die Tür der Box geschlossen ist. Er winselt, kratzt etc. Die Box steht in der Nähe unseres
Bettes, wir hören ihn und wissen Bescheid. Schnell tragen wir ihn nach draußen. Dort verrichtet er sein Geschäft
und wird dafür natürlich gelobt. Dann geht es wieder ab in die Höhle. So kann es nicht zu unbemerkten Malheuren
kommen und der Hund lernt schnell, wo er sich lösen soll.
Ausstellung
Immer wenn der Hund längere Zeit mitten im Trubel ist, kann die Hundebox als sichere Rückzugsmöglichkeit
dienen. Gerade bei Hundeausstellungen ist sie inzwischen für viele zur Standardausrüstung geworden. Niemand
steigt im Gedränge über den Hund, er kann in Ruhe schlafen oder sich unbedrängt das Gewühl aus Zwei- und
Vierbeinern betrachten. Denn sogar den freundlichsten Tieren wird es irgendwann zu viel, wenn sie dauernd
gestreichelt oder von wildfremden Artgenossen angeschnüffelt werden. Auch bei einer Hundesportprüfung, bei
der der Hund, etwa weil es zu heiß ist, nicht im Auto warten kann, ist dies ein Aufenthaltsort zum Entspannen.
Urlaub
Im Hotel ist er meist recht froh, wenn er mit der Box "ein Stück Zuhause" dabei hat. Er schläft dort gerne und fühlt
sich sehr wohl. In den Frühstücksraum, das Schwimmbad etc. darf er seine Besitzer nicht begleiten, doch wenn er
in der geschlossenen Box ist, können Sie den Aufenthalt dort ganz entspannt verbringen. Natürlich sollte man ihn
dort nicht für längere Zeit und erst nach einem ausführlichen Spaziergang zurücklassen, denn schließlich soll
auch er die Ferien genießen. Doch dann ist es für uns beruhigend, ihn dort zu wissen. Er würde zwar der
freundlichen Hotelmitarbeiterin nichts tun, wenn sie versehentlich unser Zimmer betritt, doch vielleicht würde er
bei dieser Gelegenheit durch die geöffnete Zimmertür schlüpfen und auf die Suche nach Frauchen gehen. Ist er in
seiner Box, kann sie sich ganz sicher sein, dass er nicht doch an der Türe kratzt, wenn dauernd Menschen an dem
Zimmer vorbeigehen, und er es sich ganz sicherlich auch nicht auf dem Hotelbett gemütlich macht.
Zu Besuch
Sind wir bei Freunden eingeladen und deshalb längere Zeit von zu Hause weg, nehmen wir unseren Hund mit. Da
die Bekannten sehr tierlieb sind, fordern sie uns auf, ihn auf jeden Fall hereinzubringen, er soll auf keinen Fall
draußen warten. Doch unser gerade einmal zehn Monate alter Wildfang wird sicherlich während des Menüs nicht
brav unter dem Tisch auf seiner Decke warten. Viel zu interessant ist es, was die beiden Kindergartenkinder
unserer Freunde in Sichtweite auf ihrer Spieldecke ausgebreitet haben. Natürlich ist es nicht richtig, ihn Spielzeug
samt Kindern, genau inspizieren zu lassen. Vermutlich würde er erst die beiden Zweibeiner von oben bis unten
abschlecken und dann sämtliche Spielsachen auf Bißfestigkeit hin testen. Leinen wir ihn an, würde dies nur ein
Problem lösen, denn die Kleinen warten schon auf den vierbeinigen Besuch und sind nicht davon zu überzeugen,
ihn auch nur für die Essenszeit unbeachtet zu lassen. Bis wir nach der gemeinsamen Mahlzeit die Möglichkeit
haben, den Hund und die Kinder kontrolliert miteinander Kontakt aufnehmen zu lassen, kommt Toby in die Box.
Wir genießen das Essen, und für ihn ist der Aufenthalt dort, direkt neben uns, kein Problem. Wenn man mit dem
Hund zu Besuch ist, kann es in vielen Fällen sinnvoll sein, ihn kurzfristig in die Box zu sperren. Nicht jeder hat eine
hundgerechte Wohnung, und ein langhaariger Hund im Fellwechsel muss nicht überall auf den wertvollen
Perserteppichen seine Haare verlieren, Gerade bei (noch) nicht sehr gut erzogenen Hunden ist der Einsatz einer
Hundebox sehr sinnvoll, besonders praktisch für unterwegs sind, wie schon erwähnt, zusammenklappbare
Modelle.
Handwerker und Co.
Nicht jeder Hund schätzt es, wenn der Heizungsableser sein Reich betritt. Kann man sein Tier für ein paar Minuten
in die Box sperren, ermöglicht das dem Handwerker eine entspannte Arbeit. Egal, ob unser Hund Aggressionen
zeigt oder „nur“ überschwänglich freundlich ist, es ist niemandem zuzumuten, mit einem Hund neben sich zu
arbeiten, wenn er dies nicht möchte. Dies trifft natürlich auch auf Besucher zu, die Angst vor Hunden haben und
denen buchstäblich der Appetit vergeht, wenn unser Haustier während dem Verzehr des Bratens neben ihnen sitzt.
Zweithund
Kommt ein zweiter Hund ins Haus, sollte man schon vorher den "Alten" an den Aufenthalt in der Box gewöhnen.
Wird der Kleine lästig, kann er sich dorthin zurückziehen, und wir verhelfen ihm zur verdienten Ruhe, indem wir die
Türe schließen. Umgekehrt können wir auch den Welpen in seine Box bringen, wenn er eine ,,Auszeit" braucht.
Wichtig ist hierbei, dass jeder seine eigene Box als Rückzugsplatz hat.
Richtige Gewöhnung
Ideal ist es, wenn der Welpe schon beim Züchter seine Höhle kennenlernt. Legen wir dann in unsere Box eine
Decke, die nach seinen Geschwistern und der Mutterhündin riecht, wird er sie begeistert in Beschlag nehmen. Die
Gewöhnung an die Box geht in der Regel meist sehr schnell. Zuerst stellen wir sie an einen der Liegeplätze des
Hundes. Seine Decke legen wir hinein. So gewährleisten wir, dass der neue Aufenthaltsort des Hundes an einer
Stelle ist, an der er sich wohlfühlt. Wir legen einige sehr gut riechende Leckerchen hinein und schließen die Tür.
Sicherlich wird der Hund sich für diesen neuen Einrichtungsgegenstand interessieren und ihn beschnüffeln,
schließlich riecht er die Decke und die Leckerchen. Vielleicht versucht er hineinzugelangen. Das ignorieren wir für
ein paar Momente. Dann wird die Türe geöffnet, und der Hund darf tun, was er möchte: Er darf hinein und betritt er
die Box, loben wir ihn. Er frisst das Leckerchen und verlässt vermutlich die Box wieder. Dies wiederholen wir
einige Mal, bis er sehr interessiert daran ist, dass er hineindarf. Es ist möglich, einen Kauknochen in der Box zu
befestigen. Nagt der Hund daran herum, hält er sich automatisch für längere Zeit dort auf.
Schließlich entfernen wir vorübergehend alle anderen Liegeplätze, Körbchen und Decken und in der Regel wird der
Hund vielleicht ab sofort in der Box schlafen. Tür zu dabei. Fühlt er sich dort sicher und wohl, können wir für ganz
kurze Zeit kommentarlos die Türe schließen. Kratzt oder winselt er und will heraus, haben wir die Zeit des
Eingesperrtseins zu lange gewählt. Wir warten den Moment ab, in dem er sich wieder ruhig verhält, und lassen ihn
heraus. Würden wir auf seinen Protest prompt reagieren und die Tür öffnen, wenn er sich beschwert, hätte er
schnell gelernt, wie er uns manipulieren kann. Das Schließen der Tür kann erst erneut begonnen werden, wenn er
sich in der Box wieder sicher fühlt, auch wenn wir die Türe in die Hand nehmen. Dieses Mal steigern wir die Zeit
der geschlossenen Tür langsam von Mal zu Mal. Wir beginnen wieder Leckerchen hineinzulegen und öffnen die
Box bereits, bevor der Hund sie aufgefressen hat. Der Hund wird sich so langsam an die Box gewöhnen.
Hörzeichen
Um zu erreichen, dass der Hund auf ein Hörzeichen hin in die Box geht, lassen wir ihn in kurzer Distanz daneben
sitzen und warten. Demonstrativ legen wir bei geöffneter Tür ein Leckerchen hinein. Auf das gewählte Kommando,
etwa "Box", darf er es sich holen. Wenn er verstanden hat, was wir damit meinen, deponieren wir die Belohnung in
der Box, ohne dass er es sieht. Wir gehen mit ihm in die Nähe der Box, sagen das gewählte Hörzeichen, und er
wird vermutlich etwas zögerlich hineingehen. Durch die unerwartete Belohnung, die dort bereits liegt, wird er
schnell verstehen, dass es sich generell lohnt hineinzugehen, wenn wir dies verlangen.
Alleine bleiben
Manche Hunde bleiben generell ungern allein, fühlen sich dabei aber wohler, wenn sie sich in der Sicherheit einer
Box wissen. Nach einer entsprechenden Eingewöhnung kann dieser Zufluchtsort dem Hund helfen, die Zeit ohne
Sie zu überstehen.
Doch darf die Box bei einem Hund mit Trennungsangst nicht missbraucht werden.
Wenn der Hund dort genauso unter dem Alleinsein leidet, müssen wir weiter nach einer Lösung, etwa einer
"Tagesmutter", suchen. Nur weil er in der geschlossenen Box die Wohnung nicht mehr auf den Kopf stellen kann,
ist das Problem Trennungsangst längst nicht erledigt.
Auto
Den Hund in eine Box zu sperren ist eine Möglichkeit zur gesetzlich vorgeschriebenen Sicherung des Hundes im
Auto während der Fahrt. Dabei ist die Benutzung einer Gitterbox besonders im Sommer sinnvoll, da sich die Hitze
dort nicht staut. Andererseits ist diese Ausführung während der Fahrt eine Qual für geräuschempfindliche Zwei-
und vielleicht auch Vierbeiner. Es ist nicht zu verhindern, dass sie laufend klappert, und auch wenn der eine von
uns dies gar nicht wahrnimmt, treibt es den anderen fast zum Wahnsinn.
Fazit
Die Benutzung einer Hundebox ist in sehr vielen Fällen äußerst praktisch für den Hundehalter und auch angenehm
für sein Tier. Doch leider ist es nicht zu verhindern, dass dieses Hilfsmittel missbraucht wird. In den folgenden
Fällen ist der Einsatz sicherlich nicht gerechtfertigt.
Der junge Hund wird, während der Besitzer seiner Arbeit nachgeht, hineingesperrt, damit er in den neun Stunden
nichts kaputt macht.
Statt den Hund zu erziehen, wie er sich bei Besuch zu verhalten hat, kommt er generell jeden Nachmittag in die
Box, wenn die Kinder ihre Freunde empfangen. So springt er nicht an den jungen Gästen hoch, klaut keine
Spielsachen etc.
Ist der Hund nach einem Spaziergang nass, wird er eingesperrt, bis er trocken ist, so erspart man sich das
Abtrocknen, das er sich nicht so gefallen lässt, wie wir uns das vorstellen.
Doch wie bei so vielen Dingen sollte man sich nicht zu einem Pauschalurteil hinreißen lassen.
Man kann als Hundehalter natürlich durchaus auch ohne Box leben, was inzwischen von so manchen Boxen-Fans
bestritten wird. Allerdings kann man sie, auch wenn man sie hin und wieder verwendet, durchaus so benutzen,
dass der Hund nicht darunter leidet, sie ist keinesfalls und grundsätzlich als Tierquälerei zu verdammen.
Textquelle: Michaela Kohl - Das deutsche Hundemagazin 08/2006