© Jens Niefenecker 2015
Züchter und das liebe Geld
Viele denken, dass Züchter nur Geld verdienen wollen. Dass aber in Wirklichkeit viel Idealismus und Liebe
zur Zucht dabei sein muss, wissen die Wenigsten.
Den folgenden Beitrag habe ich im Internet gefunden und finde, er passt so gut, dass ich ihn auszugsweise
auch auf unserer Homepage veröffentlichen möchte.
Dort werden einige Punkte angesprochen, die man ohne genaueres Hinsehen mit Sicherheit so nicht
gesehen hätte.
Züchter und das liebe Geld: (Autorin: Marianne Bunyan --- www.windhunde.de) Grau ist alle Theorie
Wer kennt ihn nicht, den Spruch:
Züchter wollen nur Kohle machen. Die verdienen doch genug mit dem Verkauf ihrer Hunde,
bei den Preisen?
Die Medien sind voll davon, von journalistisch theroretischem Kalkül, nachgefaselt in der Bevölkerung,
alles was mit Hundezucht zu tun hat, ist schon mal suspekt, denn wo Geld im Spiel ist, muss etwas
verdächtig sein.
Das ist in der Welt da draußen nicht anders als in der Szene selbst.
Auch hier rechnen Kritiker geflink Anzahl der Würfe x Welpenkaufpreis zusammen und finden es
bestätigt: Die Züchter müssen sich ja eine goldene Nase verdienen.
Wenn von Züchtern gesprochen wird, dann sind auch solche gemeint: seriöse Menschen, die aus Liebe
zu ihren Tieren einer Beschäftigung frönen, ein Zuchtziel verfolgen und alles in ihre Tiere stecken.
Jeder kluge Züchter, ob nun Pferde, Rinder, Hunde, Katzen, Vögel oder Karpfen weiss, dass nur etwas
herauskommt, wenn man zuvor genug hineingesteckt hat.
Das aber scheint bei der Meinungsmache und vorschnell gewählten Verurteilung der Züchter schlecht-
hin gänzlich unterzugehen.
Und offensichtlich sind da selbst die vielen Theoretiker in den Vereinen, die "normalen" Hundehalter
und selbst einige Züchter untereinander, die es besser wissen müssten, nicht fein, dem anderen
Profitgier zu unterstellen.
Denn diese Schiene zu fahren wirkt immer. Das versteht sogar der Dümmste.
Und es ist eine scheinbar legitime Art Neid und Mißgunst zu verspritzen....
Kennt man die Praxis und viele, viele Züchter, dann sieht die Sache ganz, ganz anders aus.
Von Gewinnstreben kann überhaupt nicht die Rede sein. Wieviele Züchter machen nichts anderes,
als von den Einnahmen aus dem Welpenverkauf Löcher zu stopfen?
Wieviele Züchter verzichten selbst auf alles, nur damit es ihren Hunden und Welpen an nichts mangelt?
Fragt man die Züchter nach ihren Kosten, dann zucken sie nur die Achseln.
Mal ehrlich, wer davon rechnet wirklich nach?
Die Kosten werden nämlich ganz einfach verdrängt.
Wäre es nicht so, würden viele längst die Zucht aufgegeben haben, weil rationale, wirtschaftliche
Beweggründe dem entgegenstehen.
Also verschließen die meisten Züchter hier ihre Augen und fangen gar nicht erst an, nachzurechen.
Und kaum ist ein Wurf aus dem Haus, wird das keineswegs "leichtverdiente" Geld sofort investiert:
In ein größeres, besseres Ambiente für die Hunde, in neue Ausstellungs- und Seminarbesuche, die in mehreren
100km weit entfernt veranstaltet werden, in neues Zubehör für die Hunde, Ersatz von zu Bruch gegangenen Ein-
richtungsgegenständen, in neue Hundebetten, Welpenanlage, Wurfkisten, Schlaf- und Transportboxen, Welpen-
spielzeug, Geschenke für die neuen Welpenbesitzer, in Erleichterungen für Futterlagerung und Pflege, neue
Umzäunung, mal wieder der Reparatur der Grünflächen... und und und.
Und dann passiert Etwas und unerwartet kommen hohe Kosten, wie z. B. Tierarztkosten o.ä. auf den Züchter zu
und schon ist er wieder in den roten Zahlen. Aber die Unterhaltskosten laufen weiter. Und so hangelt er sich von
Wurf zu Wurf. Das ist die andere Seite der Medaille.
Wer als Züchter nicht das Glück hat, im ererbten Geld zu schwimmen, wer keinen Partner hat, der bereit ist,
für das Hobby seines Lebensgefährten oder seiner Frau, sein im Büro oder Geschäft hartverdientes Geld vor
die Hunde zu werfen, der muss von einem normalen bis guten Einkommen nicht nur leben, sondern auch noch
die Hundehaltung und -zucht bestreiten.
In der Regel muss er aber auch genug Zeit zur Verfügung haben, um sich seinem Hundebestand zu
widmen und das geht von der Arbeitszeit und Hausarbeit ab.
Also bleibt vielen Züchtern gar nichts anderes übrig, als mit einer Halbtagsstelle zufrieden zu sein und die
Hundehaltung und das Hobby selbsttragend zu gestalten.
Sprich: Was die Hunde kosten, muss durch die Welpen (wenigstens teilweise) wieder hereinkommen.
Wehe aber die Planung geht nicht auf.
Hunde sind keine Antiquitäten, die man entstaubt, die aber ansonsten ohne weitere Beachtung im Wert steigen.
Es sind Lebewesen, die alt u. krank werden, die gebissen werden können oder sich auf Spaziergängen verletzen.
Sie können auch urplötzlich durch einen Unfall zu Tode kommen.
Nichts ist sicher, nichts ist planbar..
Jeder normale Geschäftsmann würde dazu sagen: Was sich nicht amortisiert, ist ein Konkursunternehmen.
Aber Züchter sind halt keine Geschäftsleute. Sie züchten mit dem Herzen und sie verfolgen ideelle Ziele
und niemals machen sie eine Kosten-Nutzen-Rechnung auf.
Die Motivation kommt aus dem Bauch.
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Hundezüchter wird man auch nicht, weil man Geld im Überfluss hat und sich nun mal nach einem
lustigen Hobby umsieht.
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Hundezucht macht Arbeit, Dreck und Mühe.
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Hundezucht kostet Schweiss und Tränen, Kraft und Nerven.
Das ist nicht wie Golfspielen in schicken Klamotten auf feinem Grün, wo man nur eigene Fehler machen kann.
Hundezüchter wird man aus Passion zu seiner Rasse.
Als Hundezüchter ist man von vielen äußeren Faktoren abhängig, die man nicht beeinflussen kann.
Das fängt mit dem Haus und Garten an und endet meist schon am Nachbarszaun.
Die meisten Beschwerden hundefeindlicher Nachbarn haben schon manchen Züchter nicht nur in die
Verzweiflung, sondern in den finanziellen Ruin getrieben.
Hundezüchter sind emotional erpressbar, das weiss inzwischen jeder.
Und da muss es lange nicht um die Hunde gehen.
Sie sind nur der Vorwand und es ist ein leichtes, den unerwünschten Nachbarn wieder loszuwerden.
Auch Eigentum ist da nicht sicher und wer zur Miete wohnt, ist noch schlimmer dran. Etliche Hundezüchter haben
eine ganze Odyssee durch Deutschland antreten müssen, nur um einen geeigneten Platz für sich und die Hunde
zu finden. Wette, auch darüber haben sich die wenigsten je Gedanken gemacht, die so auf die Einnahmen
der Züchter neidisch sind.
Dann kommen die Zuchtbestimmungen in unserem Land hinzu, die vor jeder "Betreibung" einer Zuchtstätte den
Zuchtwarten erlaubt, das Haus vom Keller bis zum Dach, vom Schlafzimmer bis zum letzten Gartenzipfel zu
kontrollieren. Um die Mindesthaltungsbedinungen, wie es so schön heisst, zu erfüllen, muss der Züchter etliche
und auch nicht gerade kostengünstige Veränderungen vornehmen, An- oder Umbauten und Welpenzwinger-
anlagen erstellen (lassen), ggf. die Fenster vergrößern, damit genug Licht einfällt, den Boden fliesen lassen,
Heizungen einbauen, den Zaun verändern usw. usf.
Und dann kann es dem geneigten Züchter passieren, dass die Zuchtstätte dennoch aus der subjektiven Ansicht
nach nicht gefällt.
Mal ist der Welpenauslauf zu groß, mal zu klein, mal zu steil, mal zu weit ab, mal zu nah am Verkehr, mal zu
schattig, mal zu sonnig. Neue Kosten, neue Arbeit.
Man will ja schließlich das Beste für seine Welpen.
Auch die anderen, erwachsenen Hunde werden inspiziert, sowie deren Unterbringung und Allgemeinzustand.
Wie ist die Betreuung der Hunde geregelt?
Wieviele Hunde und wieviel Betreuungspersonen?
Welche Rassen werden noch gehalten?
Wie alt sind die Hunde?
Merke: Bis zu diesem Zeitpunkt ist noch nicht ein einziger Wurf gefallen.
Die Kosten aber summieren sich: Versicherungen, Vereinsbeitrag, Zwingerschutz, Zwingerabnahme, Fahrgeld für
den Zuchtwart, An- und Umbauten, Welpenzwinger, ggf. großer Zwinger, möglichst alles vom Feinsten, damit
man einen guten Eindruck hinterläßt und ein Aushängeschild für den Verein ist.
Hierbei darf nicht gespart werden, auch wenn die Einstiegskosten schon einige Monate des Ausgleichs bedürfen
und erst mal wieder "herein" kommen müssen.
Das mag man nun drehen und wenden wie man will.
Fakt ist ein Loch in der Kasse und das vergrößert sich schneller, als einem lieb ist.
Es kommen die notwendigen Besuche von Veranstaltungen hinzu.
Jeder Züchter möchte mit dem Besten züchten, sonst würde sich Zucht an sich adabsurdum führen.
Also müssen die Zuchttiere schon ein paar Erfolge verbuchen können.
Die Meldegelder und Reisekosten verschlingen den Großteil der Ersparnisse, selbstverständlich ist auch die
optimale Ernährung, denn alle Schönheit und Gesundheit geht nun mal zum Maul hinein und beste tierärztliche
Betreuung. Hinzu kommen ggf. Erwerb einer neuen Zuchthündin oder eines Deckrüden, die Zuchttauglichkeits-
untersuchungen, Ankörungen, DNA-Tests, Hundepäße und Deckkosten, Reisekosten und Aufzuchtskosten,
Chippen, Impfungen, Wurmkuren, Ahnentafeln, Wurfabnahmen, Werbekosten usw.
Jeder ordentliche Züchter muss einige Hunde als Stammhunde behalten.
Diese werden älter und fallen nach 8 Jahren aus der Zucht. Damit sind sie (zum Glück) aber nicht weg, sondern
leben in der Regel noch weitere 5-8 Jahre. Sie müssen genauso gut und ggf. besonders gefüttert, versorgt und
betreut weren, einige werden im Alter krank und bedürfen gesonderter tierärztlicher Versorgung.
Jungtiere müssen behalten und wiederum auf den Weg gebracht werden. Wenn alles gut geht und nichts passiert,
alle Hunde gesund bleiben und nur mit gelegentlichen Verletzungen leben, dann kann der Züchter froh sein, wenn
er durch seine Würfe die Kosten gerade mal deckt. Das ist vom Chihuahua bis zur Deutschen Dogge nicht anders.
Emotionale Erpressbarkeit: Je erfolgreicher nun ein Züchter ist, umso größer wird die Nachfrage nach seinen
Welpen. Das wiederum hat zur Folge, dass der Züchter auch genug Zuchthündinnen behalten oder kaufen muss,
um wenigstens im Jahr zwei Würfe ziehen zu können. Die Zuchtspanne ist relativ kurz. Jede Hündin muss ihre
Zuchtpausen einhalten, damit es keine “Gebärmaschinen” werden. Das heißt, dass ein Züchter mindestens
immer 3 Hündinnen im zucht(bestimmungs)fähigen Alter besitzen muss, um den Anschluss nicht zu verlieren.
Nach spätestens 6 Jahren muss er sich Neues herangezogen haben, damit die vakante Stelle wieder besetzt ist.
Schnell kommt er dann mit seinen Veteranen nach 11 Jahren schon auf eine stattliche Anzahl von 9 Hündinnen.
Die Fütterung meiner Hunde kostet im Jahr einige Tausend Euro.
Hinzu kommen noch die Futterkosten meiner Welpen.
Rechnen wir einfach über den Daumen nur 20 Veranstaltungen pro Jahr, an denen der Züchter mit seinen Hun-
den teilnimmt, oft sind das jedoch wesentlich mehr, schließlich werden uns an die 70 Ausstellungen und genauso
viele Renn- und Coursingveranstaltungen geboten.
Und das schlägt noch mal zu Buche, denn nach oben ist alles offen.
Diese Kosten gehören direkt zur Zucht hinzu und dürfen m.E. keineswegs vom Tisch gewischt werden. Was viele
zwar gern tun, weil sie meinen, sie nehmen mit ihren Hund auch teil, ohne Züchter zu sein.
Richtig: diese engagierten Hundefreunde machen es aber freiwillig.
Ein Züchter hingegen ist dazu verpflichtet, seine Nachzucht auch zu präsentieren. Würde er es nicht tun, dann
wären schnell die bösen Zungen da, ihn einen Vermehrer zu nennen.
Auch hier muss er manche Dinge tun, die er sich vielleicht gar nicht leisten kann.
Wer einen gesunden Ehrgeiz hat, kommt eh nicht drum herum.
Was würden ihm all seine tollen gezüchteten Hunde nützen, wenn die Welt davon nichts mitbekommt.
Schließlich hat er eine Idee und die muss er auch zeigen.
Und es ist auch ein Weg, neue Besitzer für seine künftigen Welpen zu bekommen.
Ohne Käufer hätte sich seine Zucht schnell von allein erledigt.
Jeder Mensch hat das Recht, für gute Arbeit einen angemessenen Lohn zu erhalten.
Ein außenstehender kluger Mensch, der einiges über erfolgreiche Hundezüchter mitbekommen hat, die innerhalb
von 40 Jahren eine Rasse aus dem Nichts an die Spitze gezüchtet hatten, fragte mal: "Es kann doch nicht
möglich sein, dass Menschen, die ein Leben lang die Besten in ihrem Job waren, am Ende nicht einen Cent
davon haben?" Gute Frage!
Wie ist es denn nun möglich?
Wenn Züchter sich doch angeblich die Taschen füllen, kann hier etwas nicht stimmen. Oder ist es doch eher so,
dass bei einer sorgfältigen seriösen Hundezucht nichts an großen Gewinnen rauskommt?
Die unterschwellige Meinung in der Hundeszene ist:
Wer sich einem Hobby verschreibt, darf nicht erwarten, dass ihm andere seinen Spaß bezahlen?
Na ganz so spaßig ist es ja nicht, wie schon im Artikel Hundezucht - Hobby oder Profession zu lesen war.
Viele Hundehalter und reine Theoretiker, die niemals im Leben je einen einzigen Wurf gezogen haben und
Züchter nur von Besuchen mit drolligen Welpenkindern her kennen, meinen, es ist alles so schön und mache
doch nur Freude.
Was wissen sie von den Hintergründen?
Was kennen sie von den Ängsten und Sorgen, den Nöten und Entbehrungen?
Eine designierte, leider viel zu früh verstorbene erfolgreiche Cockerspaniel-Züchterin sagte mal, nachdem sie
ihre Zucht aufgegeben hatte, dass die Lebensqualität eines aktiven Züchters gleich null ist.
Mit ein paar Hunden könne man wenigsten noch verreisen oder sich ein zwei Tage Auszeit gönnen.
Aber mit einem kompletten Bestand ist man mehr oder weniger rund um die Uhr ans Haus gefesselt.
Und dort hat man nie seine Privatphäre, weil Hundeleute dazu neigen, sich nicht an Geschäftszeiten zu
halten und die meisten Besuche zweckmäßigerweise an den Wochenenden stattfinden.
Das alles weiss niemand, der die Sache nur von außen betrachtet.
Man stelle sich vor, es handele sich um einen anderen Familienbetrieb, der ein Exlusivprodukt herstellt, das
begehrt ist und nur von dieser Manufaktur hergestellt werden kann, sozusagen nach einem Geheimrezept.
Würde nur ein einziger Mensch auf die Idee kommen, dem Chef vorzuwerfen, er würde damit Geld verdienen
wollen?
Erfolge eines Züchters schlagen sich selten in barer Münze aus.
Tatsächlich aber in Pokalen und Urkunden, die wiederum viel Geld an Meldegebühren und Fahrtkosten
erfordern, bis sie überhaupt gewonnen werden können.
Ein Züchter gibt etwas an die Gemeinschaft weiter und agiert nicht nur für sich in seinem Kämmerlein.
Züchter geben den Menschen etwas, das in der Bedeutung mit Geld eh nicht aufzuwiegen ist.
Sorgfältig aufgezogene und gut sozialisierte Welpen.
Der Hund ist nicht nur der älteste Begleiter des Menschen, er ist zugleich ein Geschöpf des Menschen selbst.
Und damit spiegelt er das weite Spektrum der komplexen menschlichen Gefühle wider und Hundehaltung ist nun
einmal eine rein emotionale Angelegenheit und nicht selten sogar eine Notwendigkeit.
Hierzu möchte ich B. M. Levinson zitieren: "Der Fortschritt, den die Gesellschaft heute erlebt, fordert einen hohen
Preis in überall sich steigernden psychischen Katastrophen.”
Früher lebten Familien in übersichtlichen, festgeformten Gemeinschaften, in allgemeingültigen Ordnungsprinzi-
pien. Das Privat- und das Berufsleben waren überschaubar, Kinder konnten am Beispiel der Erwachsenen
erleben, wie die Welt später auch für sie aussehen würde. Heute wachsen viele Kinder nahezu heimatlos auf.
Das Leben der Erwachsenen ist für sie nicht mehr nachvollziehbar; sein Wert erscheint ihnen außerdem durch
wohlgemeinte, kritische 'Aufklärung' fragwürdig.
Das Zuhause hat sich, von einem Ort gemeinsamer Aktion und Kommunikation, in ein Dienstleistungs- und
Konsumunternehmen verändert. Mit dem Erwachsenwerden ist nicht ein Verwachsen und Hineinwachsen in eine
immer vertrauter werdende Welt verbunden; im Gegenteil, wachsen Menschen heute in eine ihnen immer
befremdender, feindlich erscheinenden Welt hinein.
Heute ist ein Hund in der Familie vielleicht das Einzige, was Eltern und Kinder gemeinsam interessiert.
Ich sehe es selbst an vielen unserer Hundebesitzer und habe es am eigenen Leibe erfahren dürfen.
Freundschaften, die nur durch und wegen der Hunde zustandegekommen sind...und die zudem über
jahrzehntelang halten und weit über das gemeinsame Interesse am Hund reichen.
Levinson fährt fort: "Vielfach kann ein “Liebesobjekt", in der Gestalt eines Hundes, vielen Menschen helfen, ihre
innere Balance wiederzufinden und ihre Fähigkeit, Kommunikation und Fürsorge zu geben und zu empfangen,
wieder aufleben lassen. Es ist heute beweisbar, dass in vielen Familien ein Hund schon lange kein Luxus mehr
ist, sondern eine Notwendigkeit!"
Zucht als soziale Interaktion:
Aus dieser Sicht wäre auch die Hundezucht mehr als nur ein kleinkünstlerisches Hobby.
Anders gefragt: Leisten Hundezüchter so etwas wie Sozialarbeit?
Wenn ich an die vielen familiären Kontakte denke, die sich durch einen Hund zwischen sehr vielen Züchtern und
Besitzern ergeben haben, dann ist dieser Gedanke gar nicht so abwegig.
Vielleicht ist das sogar der ausschlagebende Punkt.
Soziales Engagement wird in unserer Gesellschaft nie mit Geld entlohnt.
Es wird vorausgesetzt, aber nicht adäquat bezahlt.
Wir kennen heute zwar von allem den Preis, aber nicht den Wert.
Und die meisten Hundezüchter schämen sich (oder sie tun so), einen Preis für ihre Welpen überhaupt öffentlich
zu machen. Viele sagen, es sind doch meine "Kinder" und die kann ich doch nicht auspreisen.
Das zeigt das innige Verhältnis der Züchter zu ihren Hunden, sicher etwas überspannt, aber welcher Künstler
ist das nicht?
Und sie haben natürlich recht, denn ein Hund ist nun mal kein Stück Porzellan, sondern ein Lebewesen.
Züchter sind auf die Einnahmen angewiesen, um ihre laufenden Unterhaltskosten für die Hunde in einem
erträglichen Maß zu halten und die Welpen haben natürlich auch ihren Preis.
Aber man findet höchst selten in einer Anzeige, dass Welpen "zu verkaufen" sind,
sie sind allerhöchstens “abzugeben”.
Die Furcht, als "geschäftstüchtig" daher zu kommen, ist groß.
Dabei weiß jeder, der sich einen Rassehund von einem gutem Züchter kauft, dass die Hunde nicht umsonst
zu haben sind.
Jeder, der sein Herzblut, sein Wissen, seine Arbeitskraft und jede komplette freie Minute in seine
Hunde investiert, muss auch das Recht haben, für einen Welpen einen angemessenen Preis zu
verlangen und zwar ohne, dass ihm das negativ ausgelegt wird.
Kein Züchter rekrutiert seine Kunden mit Gewehr im Anschlag an der Straße.
Seinem Engagement und seinen Bemühungen zufolge macht er durch gute Arbeit auf sich aufmerksam.
Von Nichts ist Nichts. Durch sein soziales Engagement, auch seinen Welpenbesitzern gegenüber, bringt der
seriöse Züchter sich ein.
Er sagt, dass seine Verantwortung für seine gezüchteten Hunde niemals endet.
Er hilft, wenn Not am Mann ist mit Rat und wenn möglich auch Tat.
Wieviele Züchter haben in ihrem Besitzerkreis über Jahre dauerhafte Kontakte aufgebaut und dadurch sind
Freundschaften entstanden, die weit über das Verhältnis Züchter-Käufer hinausgehen?
Vielleicht macht auch das neidisch?
In einer Zeit, in der so viele Menschen einsam sind und niemanden haben, mit dem sie mal ein Wort wechseln
können, steht der Züchter als Bsp. für ein funktionierendes Modell für ein Miteinander in einer Art Vorbildfunktion.
Er beweist täglich aufs Neue, dass er es versteht, mit wildfremden Menschen Kontakte zu knüpfen, Verbindungen
herzustellen und jederzeit ansprechbar ist.
Hundezucht ist also ein 24-Stunden-Job und das 365 Tage im Jahr.
Rechnung neu aufmachen:
Wo finden Sie heute einen 24-Stunden-Bereitschaftsjob, der nicht entlohnt wird?
Bei einem Stundenlohn von nur 10 € würde sich dieser „Job“ mit 87.600 € jährlich als „Verdienstausfall“ rechnen.
Woran wollen die Kritiker nun nach all dem hier gesagten die angebliche Profitgier erkennen?
Daran, dass ein Multichampion 200 € mehr Decktaxe kostet?
Na Donnerwetter, was für ein Profit, nachdem mind. das Zehnfache in seine Ausstellungskarriere investiert wurde,
damit er überhaupt seine Titel zusammenbekommen konnte.
Und wie oft deckt denn ein Rüde in seinem Leben?
Bis auf ganz wenige Ausnahmeerscheinungen schaffen es doch höchstens 5% aller Champions überhaupt mal,
zur Zucht eingesetzt zu werden.
Mal ehrlich, selbst wenn sich der eine oder andere Züchter nachdem er einen Wurf gut verkauft hat, sich seine
Terasse überdachen läßt oder ein neues Auto anschafft, hat er sich das nicht im Schweiße seines Angesichts
redlich verdient?
Wieso muss er überhaupt in die Lage geraten, sich in irgendeiner Weise rechtfertigen zu müssen?
Da kann jeder froh sein, der schon vor Beginn seiner Hundezucht betucht genug war, sonst würde man ihm den
Jaguar oder den Wintergarten, den Swimmingpool oder das Wohnmobil neiden, weil er angeblich alles
„mit der Hundezucht“ verdient hat.
Das Thema Geld hat wohl in keiner „Zunft“ eine so ehrenrührige Bedeutung wie bei den Züchtern.
Das rührt daher, dass das Gewinnstreben in der Hundezucht nach Definition des VDHs moralisch verwerflich ist.
Gerichte und Finanzämter sehen das ganz anders und machen den Züchtern die Gegenrechnung auf:
Hundezucht ist auf Dauer angelegt, auf Gewinnerzielung gerichtet und geht von Umfang und Aufwand her
eindeutig über eine Liebhaberei hinaus.
Eine Gewinnerzielungsabsicht wird allein dadurch begründet, dass die Tätigkeit nach außen in Erscheinung tritt
(selbstständig) planmäßig und fortgesetzt ausgeübt wird.
Soweit so gut oder schlecht.
Demnach hat keiner das Recht, kein Zuchtverband und keine andere Privatperson, einem Züchter,
selbst wenn es ihm gelingen würde, Gewinne zu erwirtschaften, das zum Nachteil auszulegen.
Im Gegenteil, kann hier sogar von einer Geschäftsschädigung ausgegangen werden.